Bundeslagebild 2024: Ein Weckruf – sexualisierte Gewalt ist Alltag und muss endlich Konsequenzen haben
Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist kein Randproblem – sie findet mitten in unserer Gesellschaft statt.
Das aktuelle Bundeslagebild 2024 des Bundeskriminalamts (BKA) zeigt erneut eine erschreckende Realität: Täglich werden in Deutschland rund 50 Kinder Opfer sexualisierter Gewalt. Expert*innen und Ermittler*innen sprechen von „nur der Spitze des Eisbergs“ – die tatsächlichen Zahlen liegen weitaus höher.
Täter*innen sind keine Fremden
Das Lagebild widerlegt ein altes Klischee: Mehr als die Hälfte der Täter*innen stammen aus dem direkten Umfeld der Kinder – Familie, Freundeskreis, Vereine, Schulen oder Institutionen. Gewalt passiert dort, wo Kinder eigentlich Schutz erwarten dürfen.
Diese Realität macht deutlich: Kinderschutz beginnt nicht erst „im Internet“ oder „bei Fremden“, sondern in unserem alltäglichen Zusammenleben.
Smartphones als Einfallstor
Eine weitere zentrale Erkenntnis: Das Smartphone ist für Täter*innen ein direkter Zugang zu Kindern.
Es ermöglicht Kontakt jederzeit, unbeobachtet und ohne die Kontrolle von Erwachsenen. Formen wie Cybergrooming oder Sextortion nehmen massiv zu.
Wir müssen uns als Gesellschaft fragen:
- Ab welchem Alter ist ein Kind wirklich bereit für ein eigenes Smartphone?
- Und wie stellen wir sicher, dass es vorher geschützt ist?
Der eigentliche Skandal: Fehlende Hilfe für Betroffene
Noch immer gibt es in Deutschland keine flächendeckende, funktionierende Unterstützung für betroffene Kinder und ihre Familien.
Dies ist ein Skandal – und bedeutet jeden Tag erneutes Versagen auf dem Rücken der Betroffenen.
Was jetzt passieren muss
Kinderschutz darf kein Nebenschauplatz sein, über den wir einmal im Jahr kurz erschrecken. Er muss politische Priorität haben.
Das bedeutet:
- Gesetzliche Klarheit und konsequente Ermittlungen – statt Schutzlücken.
- Flächendeckende Unterstützung – damit Betroffene sofort verlässliche Hilfe erhalten.
- Sichere digitale Räume – Technik und Plattformen müssen so gestaltet sein, dass Täter keinen leichten Zugang haben.
- Gesellschaftliche Verantwortung – Kinder brauchen Erwachsene, die zuhören, Mut ernst nehmen und handeln.
Unsere Pflicht
Kinder haben ein unveräußerliches Recht auf Schutz – im Analogen wie im Digitalen. Dieses Recht einzulösen ist kein „Wohlwollen“, sondern eine verbindliche gesellschaftliche Pflicht.
Das Bundeslagebild 2024 ist ein Weckruf: Wir müssen handeln – konsequent, strukturell und gemeinsam.
Hilfe und Unterstützung
Betroffene und ihr Umfeld finden Unterstützung beim Hilfe Telefon Sexueller Missbrauch: 0800 22 55 530 oder www.schreib-ollie.de – mehr auf www.nina-info.de