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Harte Fakten

Staufen, Lügde, Bergisch Gladbach und Münster sind keine Einzelfälle. Sexuelle Gewalt gegen Kinder findet viel häufiger statt, als wir wahrhaben wollen. Die Zahlen sprechen für sich. Wenn Sie sich sorgen, werden Sie aktiv!

Aktuell (Stand 01/2020) gibt es 1,74 Milliarden aktive Websites im Internet mit über 4 Milliarden Internet-Nutzer:innen. Etwa 2,77 Milliarden Menschen benutzen Social Media weltweit*. Dabei hat jede:r Internetnutzer:in im Durchschnitt 7,6 Social Media Accounts**. Fast die Hälfte (48,2 %) aller Online-Zugriffe erfolgen nicht mehr von einem Computer, sondern von Smartphones und Tablets.

 

Dieses enorme digitale Universum bietet ein ideales Versteck für illegale Internetseiten oder sogenannte Filesharing-Netzwerke – Datentauschbörsen – mit schockierenden kriminellen Inhalten wie Missbrauchsdarstellungen, Misshandlung und Kinderhandel.

 

Durch Smartphones und Webcams wird das Aufnehmen sexualisierter Gewalthandlungen für jedermann einfacher, der Versand erfolgt blitzschnell. Natürlich ist die politische Öffentlichkeit längst alarmiert, aber die Kriminalität an Kindern mittels digitaler Medien wächst so rasant, dass die Gesellschaft gegensteuern muss. Insbesondere im Bereich der sexualisierten Gewalt gegen Kinder haben die digitalen Medien zu einer Eskalation des Problems geführt. Jeder Missbrauchsdarstellung liegt dabei eine reale sexuelle Gewalthandlung an einem Kind zugrunde.

 

Das entscheidende dabei ist …

  • der scheinbar anonyme und relativ günstige Zugang zu einer großen Anzahl pornografischer Bilder aus aller Welt, die jeder Zeit von jedem Ort zugänglich sind.
  • die Möglichkeit zur direkten, ungestörten Kontaktaufnahme mit vielen potentiellen Opfern in sozialen Netzwerken, Chatrooms, Onlinespielen oder über Messenger.

Das Netz ist frei – die Kinder sind Freiwild

Pädokriminalität wird verstärkt von internationalen, kriminellen Netzwerken organisiert, die sich digitaler Technologie bedienen. Im Internet tauschen und verkaufen sie ihr „Material“ und jagen „ihre Beute“, d. h. sie nutzen es, um Kinder und Jugendliche anzusprechen.

  • Laut einer Hochrechnung aus der MIKADO-Studie (2015) und der ARD/ZDF Online-Studie (2015) haben in Deutschland 728.000 Erwachsene sexualisierte Kontakte zu Kindern.
  • Digitale Medien verändern die Dimension sexueller Gewalt gegen Kinder nachhaltig. Das beweisen die jüngsten Fälle aus Staufen (2017), Lügde (2018), Bergisch Gladbach (2019) und Münster (2020).
  • Eine Untersuchung (2018) der Internet Watch Foundation zu Livestream-Missbrauch (sexuelle Gewalt via Webcam) ergab, 98 % der Opfer sind Kinder unter 13 Jahren und 96 % der Fälle von Livestream-Missbrauch geschehen im Zuhause oder Kinderzimmer der Opfer. Das bedeutet die Täter und Täterinnen gelangen digital direkt in den sicheren Hafen des Zuhause.
  • Besitz, Beschaffung und Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen nehmen laut Kriminalstatistik zu. Die aktuelle Kriminalstatistik des BKA zeigt einen Anstieg des Besitzes von Kinderpornografie um 65 % binnen eines Jahres (2018 auf 2019).
  • Die Tendenz geht zu schweren Gewaltausübungen – sogar gegen Kleinstkinder.
  • Die „Child Victim Identification Program“-Datenbank des „National Center for Missing and Exploited Children“ hat allein seit Gründung 2002 bis Juni 2020 mehr als 312 Millionen Missbrauchsabbildungen analysiert. Wie viele individuelle Opfer sich hinter dieser Zahl verbergen, ist nicht bekannt. Die Opfer in diesen Darstellungen werden jedoch schrittweise jünger. Gezielt werden Kinder im vorsprachlichen Alter ausgewählt, denn diese können nicht um Hilfe bitten.
  • Bereits Ende 2013 bewies „terre des hommes“ Niederlande mit „Sweetie“, was wir unter dem technokratischen Begriff „Webcam-Kindersextourismus“ zu verstehen haben. Sweetie ist die digitale Kunstfigur eines 10-jährigen philippinischen Mädchens, deren Körper binnen weniger Wochen 20.000 Männer weltweit kaufen wollten. Diese Aktion enthüllte zum ersten Mal einen neuen lukrativen Markt des Kindersextourimus, der allein durch digitale Medien und globale Vernetzung ermöglicht wird.
  • Konsument:innen von Missbrauchsdarstellungen leben in aller Regel in Beziehungen, haben Arbeit, verfügen über einen überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten und eine Universitätsausbildung und sind nicht vorbestraft.***

* https://www.websitehostingrating.com/de/internet-statistics-facts/

** https://www.brandwatch.com/de/blog/interessante-social-media-zahlen-und-statistiken/

*** Blundell et al, 2002, “Child Pornography and the Internet: Accessibility and Policing”, Australian Police Journal 56(1): 59-65