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1. Juni 2022

Vorschlag der Europäischen Kommission zur Vorbeugung und Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch: Offener Brief an die Europäische Union

Am 11. Mai veröffentlichte die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Verordnung zur Verhütung und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Dieser Vorschlag kommt im richtigen Moment und ist von historischer Bedeutung, nicht nur für Europa, sondern weltweit. Sobald diese Verordnung verabschiedet sein wird, wird sie weit über die Grenzen der Europäischen Union hinaus wirken und den weltweiten Kampf gegen sexuellen Kindesmissbrauch sowohl offline als auch online vorantreiben.

 

Die für Inneres zuständige EU-Kommissarin Ylva Johansson konzentriert sich auf die Online-Dimension des sexuellen Missbrauchs von Kindern und betont, dass die Zahl der Berichte über sexuellen Kindesmissbrauch im Internet allein in den vergangenen zehn Jahren in der EU um 6000 % angestiegen ist. Die meisten Bilder und Opfer bleiben im Verborgenen, ihr Missbrauch bleibt unentdeckt und wird nicht gemeldet. Doch selbst die Spitze des Eisbergs ist enorm: Das National Center for Missing and Exploited Children erhielt 2021 fast 85 Millionen Dateien, die sexuellen Missbrauch von Kindern darstellen. Im Vorjahr waren es noch 65 Millionen. Über 62 % des weltweiten Kindesmissbrauchsmaterials (child sexual abuse material, abgekürzt als CSAM) wird auf Servern in der EU gehostet. Es bedarf der Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Institutionen, politischen Entscheidungsträgern, Technologieunternehmen und gemeinnützigen Organisationen, um ein Problem dieser Größenordnung anzugehen.

 

Wir, ein Zusammenschluss von Organisationen, die sich für die Rechte, die Sicherheit und den Schutz von Kindern sowohl online als auch offline einsetzen, unterstützen den Vorschlag der Europäischen Kommission als einen entscheidenden Schritt zu einem besseren Schutz von Kinderrechten. Die vorgeschlagene Verordnung stellt die Vision eines verantwortungsvollen Internets vor, in dem Kinder neugierig sein und das sie sicher erkunden können. Das Gesetz soll sicherstellen, dass Technologie im Einklang mit den Werten der Europäischen Union und den Grundrechten entwickelt und genutzt wird, wobei dem Schutz von Kindern besondere Aufmerksamkeit gilt.

 

Die derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen sind in den EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. Sie beruhen auf freiwilligen Maßnahmen der Anbieter von Online-Diensten und gehen nicht auf die Probleme ein, die durch die Weiterentwicklung der Technologie und den gesellschaftlichen Umgang mit ihr entstehen können. Der Gesetzesvorschlag legt einen ausbalancierten, verbindlichen und zukunftssicheren Rahmen fest, der es uns ermöglichen wird, in den kommenden Jahren gegen bekannten und neuen CSAM sowie gegen Grooming mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung vorzugehen. Deshalb:

  • Wir unterstützen die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die mit diesem Gesetz eingeführt werden, um sicherzustellen, dass die Anbieter von Online-Diensten und die verwendete Technologie die Grundrechte aller Nutzer, einschließlich Kindern, respektieren. Unter anderem müssen die Technologien vom Europäischen Datenschutzausschuss bewertet werden und dürfen ausschließlich solche Informationen verwenden, die zur Aufdeckung des Missbrauchs unbedingt erforderlich sind. Ihr Einsatz wird einer Abwägung der Grundrechte durch eine unabhängige Behörde unterliegen, und jeder betroffene Nutzer wird das Recht auf wirksame Rechtsmittel haben.
  • Wir begrüßen das vorgeschlagene EU-Zentrum als eine unabhängige Einrichtung mit enger Anbindung an das bestehende Ökosystem. Es wird eine tragende Säule im Kampf gegen CSAM sein. Ähnliche Zentren gibt es in verschiedenen Rechtssystemen weltweit, wo sie ihren Wert und ihren Nutzen bei der Koordinierung der Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch unter Beweis gestellt haben. Das neue Zentrum hat den klaren Auftrag, Maßnahmen von Anbietern von Online-Diensten sicherzustellen, Präventionsbemühungen zu unterstützen und den Opfern den nötigen Rechtsschutz zukommen zu lassen. Damit das Zentrum erfolgreich sein kann, ist eine nachhaltige Zusammenarbeit aller Beteiligten erforderlich. Mit unserem Wissen unterstützen wir gerne die Gründung dieses Zentrums.
  • Wir befürworten außerdem die allgemeine Verpflichtung, Risiken zu bewerten und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, wie sie in der vorgeschlagenen Verordnung festgelegt ist. Die vorgesehene Transparenz zwischen Technologie und Nutzern wird sinnvolle und messbare Maßnahmen zur Bekämpfung von CSAM fördern.
  • Wir haben im Laufe der Zeit gelernt, dass freiwillige Maßnahmen allein dieses Problem nicht lösen werden. Zusätzlich zu diesen Bemühungen ist die obligatorische Verwendung sicherer Technologien, die von einer unabhängigen Behörde angeordnet wird, eine willkommene Initiative, um dieses Verbrechen in großem Umfang zu bekämpfen.

 

Wie bei jeder Verordnung kommt es auf die Details der Ausgestaltung an, um dauerhafte Verbesserungen für die Sicherheit von Kindern zu erzielen. Wir begrüßen den Vorschlag der Kommission und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen interessierten Parteien, um unser Fachwissen einzubringen und das Internet sicherer zu machen. Unser geschlossenes Vorgehen ist der einzige Weg, um der sexuellen Ausbeutung und dem Missbrauch von Kindern im Internet Einhalt zu gebieten.

 

Für weitere Informationen oder um Ihren Namen und Ihre Organisation in die Liste aufzunehmen, kontaktieren Sie bitte emily.slifer@wearethorn.

 

Hier gibt es den Brief auf deutsch: Link

Hier geht es zur englischen Version: Link

Hier geht es zur französischen Version: Link

Hier geht es zur spanischen Version: Link

Hier geht es zur portugiesischen Version: Link

Hier geht es zur griechischen Version: Link

 

#stop_sexting Educational Project

5Rights Foundation

AjudAjudar

AMANE

Arbeitsgemeinschaft Allergiekrankes Kind

Astra anti trafficking action

Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT)

Canadian Centre for Child Protection

Cesta z krize

Child Fund Alliance

Child Helpline International

Child Rescue Coalition

Child Safety Line Slovakia

Childnet

Droit d’Enfance

ECPAT Albania

ECPAT Austria

ECPAT Germany

ECPAT International

ECPAT Korea

ECPAT Liberia

ECPAT Luxembourg

ECPAT Netherlands

ECPAT Norway

ECPAT Spain

ECPAT Sweden

Eurochild

Foundation Together Albania

Fundacion ANAR

German Deutsches Kinderhilfswerk

Gyerekesély Közhasznú Egyesület (GYERE) Chances for Children Association (CCA)

Hintalovon Child Rights Foundation (ECPAT Hungary)

Hope for Children

Innocence in Danger

Instituto de Apoio à Criança

International falcon movement socialist educational international (IFM SEI)

International Justice Mission Germany

International Justice Mission: Center to End Online Sexual Exploitation of Children

Internet Watch Foundation

Irish Society for the Prevention of Cruelty to Children

Keep Kids Safe Movement

La Strada International

Lasten perusoikeudet – Children´s Fundamental Rights ry

Lightup Norway

Lynn’s Warriors

Malta Foundation for the Wellbeing of Society

Marie Collins Foundation

Missing Children 116 000 hotline (Switzerland)

Missing Children Europe

Monique Burr Foundation

Montessori Deutschland

National Center for Missing and Exploited Children

National Society for the Prevention of Cruelty to Children

Network for Children’s Rights

NGO Magnolia Patent Association (Patent Patriarchátust Ellenzők Társasága – Hungary)

PFAD Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien e.V.

Porrfri Barndom (Porn Free Childhood)

PRAKSIS

Professor Abhilash Nair

Protect Children Finland (Suojellaan Lapsia ry)

RAINN

Real Pearl Foundation/Igazgyöngy Alapítvány

Rights4Girls

Royal Virgin Islands Police Department

Save the Children Romania

Society for Media Education and Communication Culture eV, GMK

SOLWODI Deutschland e.V.

Sonia Livingstone, LSE

Stiftung Bildung Community

Stiftung Digitale Chancen / Digital Opportunities Foundation Germany

SWGfL

Telefono Azzurro

Terre des Hommes International Federation

The Child 10 Foundation

The Lucy Faithfull Foundation

The Smile of the Child

Thorn

UK Safer Internet Centre

Weisser Ring

WeProtect Global Alliance

Women Against Violence Europe (WAVE)

Women’s World Summit Foundation – Children Section

World Vision International