Das Smartphone ist allgegenwärtig – auch in den Händen unserer Kinder. Diese kleinen Hochleistungsgeräte bieten eine Vielzahl an Spielen, Videos und Apps. Während Kinder schnell lernen, die Geräte zu bedienen, fehlt ihnen oft die emotionale Reife, um die Auswirkungen ihres Handelns wirklich zu verstehen. Deshalb sollten wir als Eltern und Gesellschaft genau hinschauen: Internetfähige Smartphones verändern das Leben unserer Kinder grundlegend und langfristig.
Tipps von Innocence in Danger e.V.:
1. Erstes Smartphone ab weiterführender Schule
• (nicht vor dem 12. Lebensjahr, besser erst ab 14 Jahren – vorher reicht ein einfaches Tastenhandy)
2. Wissen vermitteln
• Besprechen Sie mit Ihrem Kind wichtige Themen wie Vertragsbedingungen, Sicherheitseinstellungen und Datenschutz. Ein informierter Umgang schützt vor vielen Gefahren.
3. Nutzungsregeln festlegen
• Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen das Smartphone ausschalten.
• „Mediengarage“: Alle Geräte über Nacht an einem zentralen Ort aufladen (nicht im Kinderzimmer).
• Keine digitalen Medien am Esstisch – für alle Familienmitglieder.
4. Verträge und Vereinbarungen
• Nutzen Sie Mediennutzungsverträge, z.B. von Klicksafe (www.mediennutzungsvertrag.de) oder das Digitalabkommen von Innocence in Danger (Digitalabkommen). Diese helfen, klare Regeln zu etablieren und Missverständnisse zu vermeiden.
5. Soziale Medien später einführen
• Die Altersfreigabe von WhatsApp liegt bei 16 Jahren. Finden Sie altersgerechte Einsteiger-Apps auf Klick-Tipps.
• Besprechen Sie mit Ihrem Kind, welche Dynamiken wie Gruppenzwang in sozialen Medien entstehen können. Klären Sie über das Recht am eigenen Bild auf und gehen Sie gemeinsam die AGBs durch.
• Ein bewusster Start in die Welt der sozialen Medien kann viel Druck und Stress vermeiden.
6. Im Gespräch bleiben
• Informieren Sie sich über die Apps und Plattformen, die Ihr Kind nutzt, und bleiben Sie im Dialog. Das stärkt das Vertrauen und gibt Ihrem Kind die Sicherheit, bei Problemen zu Ihnen kommen zu können.
• Weitere Informationen zum Gaming finden Sie auf Spieleratgeber NRW.
Deutschland – ein zögerlicher Weg
In Deutschland fehlt eine klare Linie im Umgang mit Smartphones in Schulen. Wir sollten uns als Gesellschaft fragen: Wie viel Digitales ist für unsere Kinder sinnvoll, und wann müssen wir klare Grenzen setzen? Kinder brauchen Begleitung und Schutz, bevor sie mit diesen komplexen Geräten in Kontakt kommen. Wir müssen also einen Rahmen schaffen, der unseren Kindern einen sicheren und gesunden Umgang mit digitalen Medien ermöglicht.
Unsere Verantwortung als Gesellschaft
Es liegt an uns Erwachsenen, Verantwortung zu übernehmen. Schulen, Eltern und Politik müssen gemeinsam klare Regeln aufstellen und an einem Strang ziehen, um die digitale Kompetenz unserer Kinder zu fördern. Dies ist kein einfaches Unterfangen, aber es ist notwendig, um unsere Kinder vor den Gefahren der digitalen Welt zu schützen.
Einladung an die Politik
Es ist an der Zeit, dass auch die Politik in Deutschland sich intensiv mit den Erkenntnissen von Jonathan Haidt und anderen Forscher*innen auseinandersetzt. Die Einführung einheitlicher Regeln für den Umgang mit Smartphones in Schulen wäre ein wichtiger Schritt. Doch dies kann nur gelingen, wenn alle Akteure – Schulen, Eltern und Politik – zusammenarbeiten. Kinder verdienen Schulen, die ihnen helfen, zu lernen, Freundschaften zu pflegen und sich gesund zu entwickeln – ohne die Ablenkung durch Smartphones.
Fazit
„Alle Kinder verdienen Schulen, die ihnen helfen zu lernen, Freundschaften zu pflegen und sich zu geistig gesunden jungen Erwachsenen zu entwickeln. Sie verdienen eine Schule ohne Handy“, sagt Jonathan Haidt .
Julia von Weiler, Vorstand bei Innocence in Danger e.V., ergänzt: „Es ist hoch an der Zeit, endlich zu begreifen, wie sehr die programmierten Algorithmen unser und vor allem auch das Leben unserer Kinder bestimmen. Wir müssen aufhören, so zu tun, als ginge es online ‚nur‘ um zwischenmenschliches Miteinander, und eingestehen, dass der ‚programmierte Bias ‘ immer mitspielt. Es gilt, uns selbst und unsere Kinder zu mündigen, selbstbestimmten Nutzern zu erziehen – mit langen Phasen des Abschaltens – log off. Oder wie es ein 16jähriger Jugendlicher während eines Workshops formulierte: Eltern, geht raus mit euren Kindern und spielt. Frische Luft ist wichtig.“