Im Bundestag geht es am 08.06.2016 um den Einsatz „digitaler Medien in der Bildung“, ohne wichtige Fakten über die Risiken im Internet zur Kenntnis zu nehmen.
Im Bundestag geht es am 08.06.16 um den Bericht „Digitale Medien in der Bildung“, den das Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag verfasst hat.
„Dieser Bericht macht die Abgeordneten nicht schlauer, sondern dümmer. Denn er enthält ihnen wichtige Folgen der ‚neuen Technologie‘ Internet vor“, sagt Julia von Weiler dazu. „Wer die Online-Risiken so konsequent bagatellisiert oder gar übersieht, der kann Kinder und Jugendliche in Schulen nicht adäquat auf die Medienwelt 2016 vorbereiten.“
Der Bericht wird am 08.06.16 in einer öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung diskutiert.
Innocence in Danger-Geschäftsführerin Julia von Weiler: „ Das Papier wird der Lage Kinder und Jugendlicher im Netz in keiner Weise gerecht. Reale Gefahren für Minderjährige kommen praktisch nicht vor. Der Begriff ‚Kindermedienschutz‘ wird mit keinem Wort erwähnt. Mir ist ein Rätsel, wie die Abgeordneten des Bundestages die riskante Lage von Kindern und Jugendlichen auf der Grundlage eines solchen Papiers realistisch einschätzen sollen.“
Ein Beispiel für die Blindheit des Papiers: In dem Bericht bezeichnen die Autoren sexualisierte Gewalt mittels digitaler Medien als ein „Kontaktrisiko“. Es entstehe, „wenn Unbekannte mit zweifelhaften Absichten (z. B. sexueller Natur) mittels digitaler Kommunikationsmedien Kontakt zu Jugendlichen aufnehmen.“ Das ist eine gefährliche Verharmlosung. Der Bericht unterschlägt hier zentrale Ergebnisse, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie und Jugend, in der so genannten MiKADO-Forschungsstudie, erhoben wurden.
Laut MiKADO bezeichnen 22 Prozent der Männer Abbildungen von Kindern als „sexuell attraktiv“. Rechnet man die Daten der Universität Regensburg hoch, haben 728.000 Erwachsene sexuelle Onlinekontakte zu ihnen unbekannten Minderjährigen. Kam es zu Verabredungen mit diesen Onlinekontakten, führten die Treffen in 100 Prozent der Fälle zum Kindesmissbrauch, wie zum Beispiel in diesem aktuellen Fall aus Tübingen. All diese Zahlen und Daten kommen in dem Technikfolgenabschätzungsbericht nicht vor.
Julia von Weiler: „Heute ist einer von drei Internetnutzern minderjährig, doch wir machen das Netz für sie nicht sicherer. Wir erwarten von ihnen hochreflektiertes Verhalten im Netz – anstatt es den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen anzupassen. Der Technikfolgenabschätzungsbericht ist eine verpasste Chance: Nur wer auch die Risiken ungeschönt zur Kenntnis nimmt, kann Kinder und Jugendliche in den Schulen darauf vorbereiten.“